Freie Presse berichtet am 18.09.2013
Plauen. Hannah Thoß, 14, hat alles genau im Blick. "Du musst den Stimmzettel falten und dann in die Wahlurne werfen", sagt sie zu einer Mitschülerin und kontrolliert, ob alles richtig läuft. Die Neuntklässlerin ist gestern für einen Tag in eine völlig neue Rolle geschlüpft: Sie übernahm in ihrer Klasse die Aufsicht beim Projekt "Juniorwahlen", das noch bis morgen im Plauener Lessing-Gymnasium läuft.Die Aktion wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung initiiert und hat zum Ziel, Schüler auf die Bundestagswahl vorzubereiten und zugleich der Politikverdrossenheit junger Leute entgegenwirken. "Wählen zu gehen, ist für Schüler eine große Aufgabe. Wir wollen sie nicht einfach ins kalte Wasser werfen", erklärte Schulsprecherin Xenia Börner.Im Unterricht der vergangenen Wochen haben die Schüler erfahren, welche Parteien und Kandidaten es im Vogtland gibt, wie viele Stimmen jeder hat und was damit geschieht. Bis morgen folgt nun der praktische Teil: Jeder Neunt- bis Zwölfklässler darf in einem eigens eingerichteten Wahllokal abstimmen - mit (fast) echten Stimmzetteln, echten Wahlkabinen und versiegelten Wahlurnen.Als die ersten Schüler gestern zur Tat schritten, ging es leise und konzentriert zu, berichtete Lehrerin Steffi Weiß: "Die waren richtig aufgeregt. Für sie war es irgendwie etwas Besonderes." Pädagogin Weiß hatte gemeinsam mit Referendarin Christin Karthe das Projekt vorbereitet. "Die Schüler waren sehr aufgeschlossen. Erstaunlich fand ich, dass einige bereits im Vorfeld die Wahlprogramme der Parteien durchgelesen hatten", so Weiß.Bis Donnerstag dürfen die Jugendlichen noch ihre Stimmen abgeben, dann werden diese ausgezählt. Das Ergebnis soll schließlich am Montag verkündet werden. An den "Juniorwahlen" beteiligt sich neben dem Lessing-Gymnasium auch die Adolph-Kolping-Schule.Die Abstimmung der jungen Plauener gilt freilich nur als Test - die meisten der teilnehmenden Schüler sind noch keine 18 Jahre alt. Dennoch kommt das Projekt bei den jungen Leuten an: "Ich finde es sehr gut, dass wir uns auf diese praktische Weise mit dem Thema beschäftigen. Es ist wichtig, dass man seine Stimme abgibt", sagt Neuntklässlerin Hannah Thoß. Wenn in vier Jahren die nächste Bundestagswahl ansteht, dann will die Schülerin auf jeden Fall zur Wahl gehen: "Wenn ich's könnte, würde ich es schon jetzt tun", meint die 14-Jährige.Dann verschwindet sie noch schnell in Richtung Juniorwahl-Kabine. Ihre Stimme soll auf keinen Fall fehlen.
erschienen am 18.09.2013 ( Von Nancy Dietrich ) © Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG